Dienstag, 14. Mai 2013



Mehr Lauterbach, bitte!

Karl Lauterbach



Das mit unserem Gesundheitssystem ist ja so eine Sache. Eine Sache, die eigentlich dazu dient, mit vorhandenen Mitteln den Menschen in unserer Gesellschaft eine optimale Versorgung zu gewährleisten. Eigentlich. Das Problem an der Sache sind die vorhandenen Mittel. Ernsthaft kann und wird niemand bestreiten, dass unser Gesundheitssystem finanziell unterversorgt ist. Cirka 250 Milliarden sind ausreichend. Probleme ergeben sich aus der Gier und falsch verstandenen Aufträgen ihrer Funktion der Gruppen, die sich bedienen dürfen. Wir reden von Krankenkassen, Ärzten, Krankenhäusern, der Pharmaindustrie und deren Filialleitern, den Apothekern. Wir reden nicht von uns. Von uns als Patienten. Von uns als Opfern eines Systems, das uns außen vor lässt, reden wir nicht.


Wenn überhaupt, dann tun das wenige. Karl Lauterbach ist so einer. Der SPD-Politiker ist ein geistiger Ausreißer. Wenn er jetzt mal wieder sein dünnes Stimmchen erhebt und feststellt, dass in Deutschland wahrscheinlich Hunderttausende nicht notwendige Operationen durchgeführt werden, so ist das im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr schlüssig zu belegen. Er sagt auch, warum das so ist. Er sagt uns, dass die in unserem Gesundheitssystem angelegte Mechanik von „Wirtschaftlichkeit“ auf Kosten einer tatsächlichen Wirtschaftlichkeit und auf das Recht von uns als Patienten einer adäquaten Versorgung geht. Er macht uns klar, dass unser Gesundheitssystem ein marktradikaler Selbstbedienungsladen von wiederum Getriebenen ist. Wir werden von einem Gesundheitssystem „verarztet“, dass sich an erster Stelle sieht. Dann, irgendwann uns. Den Patienten. Spätestens dann, wenn das Geld dann doch nicht mehr ausreicht, um entsprechend ausgereicht zu werden.


Der kleine Lauterbach bleibt nicht unwidersprochen. Da gibt es zum Beispiel den gesundheitspolitischen Sprecher der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Max Straubinger. Der wiederum, erkennt die Bemühungen des Parlamentskollegen Lauterbach als den Versuch eine „Staatsmedizin“ einführen zu wollen. Er macht keine Verbesserungsvorschläge, er verteidigt sein System als funktionierend - weil marktgerecht. Er propagiert Gesundheitsversorgung als Teil einer Warenhandelsgesellschaft. Er will Gesundheit handeln. Er und seine Leute, die unser Gesundheitssystem bestimmend organisieren, begreifen das Recht auf Gesundheitsversorgung nicht als ein Menschenrecht. Es ist für diese Leute einfach zu verlockend, große, notwendige Summen und Aufwendungen einfach der Sache an sich zu unterstellen. Der Mensch, der Patient - WIR – sind innerhalb eines solchen Systems Kennziffern.


Deshalb werden wir operiert und diagnostiziert, wir werden mit Apparaten traktiert und wir werden immer mehr Teil eines Systems, dass unsere Gesundheit als Handelsware betrachtet. Betrachten muss. Auch die Beteiligten müssen. Viele wollen nicht. Aber sie müssen. Oben genannter Herr Straubinger versteigt sich auch in der Behauptung, dass sich die Patienten im deutschen Gesundheitssystem „gut versorgt fühlen“. Vielleicht sollte er sich mal unter uns überhaupt, oder genauer, umhören. Unter uns Patienten.







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