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Lauterbach, bitte!
Karl Lauterbach |
Das mit
unserem Gesundheitssystem ist ja so eine Sache. Eine Sache, die eigentlich dazu
dient, mit vorhandenen Mitteln den Menschen in unserer Gesellschaft eine
optimale Versorgung zu gewährleisten. Eigentlich. Das Problem an der Sache sind
die vorhandenen Mittel. Ernsthaft kann und wird niemand bestreiten, dass unser
Gesundheitssystem finanziell unterversorgt ist. Cirka 250 Milliarden sind
ausreichend. Probleme ergeben sich aus der Gier und falsch verstandenen
Aufträgen ihrer Funktion der Gruppen, die sich bedienen dürfen. Wir reden von
Krankenkassen, Ärzten, Krankenhäusern, der Pharmaindustrie und deren Filialleitern,
den Apothekern. Wir reden nicht von uns. Von uns als Patienten. Von uns als
Opfern eines Systems, das uns außen vor lässt, reden wir nicht.
Wenn
überhaupt, dann tun das wenige. Karl Lauterbach ist so einer. Der SPD-Politiker
ist ein geistiger Ausreißer. Wenn er jetzt mal wieder sein dünnes Stimmchen
erhebt und feststellt, dass in Deutschland wahrscheinlich Hunderttausende nicht
notwendige Operationen durchgeführt werden, so ist das im Vergleich zu anderen europäischen
Ländern sehr schlüssig zu belegen. Er sagt auch, warum das so ist. Er sagt uns,
dass die in unserem Gesundheitssystem angelegte Mechanik von „Wirtschaftlichkeit“
auf Kosten einer tatsächlichen Wirtschaftlichkeit und auf das Recht von uns als
Patienten einer adäquaten Versorgung geht. Er macht uns klar, dass unser
Gesundheitssystem ein marktradikaler Selbstbedienungsladen von wiederum
Getriebenen ist. Wir werden von einem Gesundheitssystem „verarztet“, dass sich
an erster Stelle sieht. Dann, irgendwann uns. Den Patienten. Spätestens dann, wenn
das Geld dann doch nicht mehr ausreicht, um entsprechend ausgereicht zu werden.
Der kleine
Lauterbach bleibt nicht unwidersprochen. Da gibt es zum Beispiel den gesundheitspolitischen
Sprecher der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Max Straubinger. Der
wiederum, erkennt die Bemühungen des Parlamentskollegen Lauterbach als den
Versuch eine „Staatsmedizin“ einführen zu wollen. Er macht keine
Verbesserungsvorschläge, er verteidigt sein System als funktionierend - weil
marktgerecht. Er propagiert Gesundheitsversorgung als Teil einer
Warenhandelsgesellschaft. Er will Gesundheit handeln. Er und seine Leute, die
unser Gesundheitssystem bestimmend organisieren, begreifen das Recht auf
Gesundheitsversorgung nicht als ein Menschenrecht. Es ist für diese Leute einfach
zu verlockend, große, notwendige Summen und Aufwendungen einfach der Sache an
sich zu unterstellen. Der Mensch, der Patient - WIR – sind innerhalb eines
solchen Systems Kennziffern.
Deshalb
werden wir operiert und diagnostiziert, wir werden mit Apparaten traktiert und
wir werden immer mehr Teil eines Systems, dass unsere Gesundheit als
Handelsware betrachtet. Betrachten muss. Auch die Beteiligten müssen. Viele
wollen nicht. Aber sie müssen. Oben genannter Herr Straubinger versteigt sich
auch in der Behauptung, dass sich die Patienten im deutschen Gesundheitssystem „gut
versorgt fühlen“. Vielleicht sollte er sich mal unter uns überhaupt, oder genauer,
umhören. Unter uns Patienten.
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