von Frank Happel
Am
vergangenen Montag (09.03.2015) war es wieder mal so weit. Zum wievielten Male
weiß wohl keiner der Beteiligten genau. Die europäischen Finanzminister tagten,
ihr Vorsitzender, der Niederländer Jeroen Dijsselbloem, empörte sich. Über die
Griechen. Worüber sonst. Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hatte
im Vorfeld zum Tage dem Eurogruppenchef einen Brief geschickt. Dijsselbloem und
seine Kollegen fühlten sich dadurch erpresst und bedroht. Auch weil der legere Grieche am Sonntag dann
auch noch ein mögliches Referendum oder gar Neuwahlen in seiner Heimat in
Aussicht stellte. Dann, wenn seine von der EU geforderten Vorschläge zur
Schuldensenkung, nicht akzeptiert würden.
Der
SPD-Spezialökonom und -Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag, Thomas
Oppermann, hatte ebenfalls schon Vorfeldarbeit geleistet. Er warnte die
Finanzministerrunde davor, weitere Kredite an Griechenland ungeprüft und
leichtfertig zu vergeben. Das machte Eindruck. Die Runde beschäftigte sich mal
gerade eine halbe Stunde mit dem Thema und vermeldete in oppermännischer
Manier: Es gibt nichts! Keine weiteren Zusagen ohne weitere Zugeständnisse
seitens der Griechen.
Die im
Februar von der EU gewährte Verlängerung des Hilfspaketes bis Ende Juni soll nur
unter der geforderten Begleitung weiterer Reformumsetzungen ausgezahlt werden.
Die von Varoufakis diesbezüglich vorgelegten Pläne reichten bei Weitem nicht.
So wurde der Grieche abgespeist und wieder nach Hause geschickt. Abnicken
musste er vorher noch, dass „Die Institutionen“ (vorm. Troika) ihm folgen
werden und ihre Kontrollen in Athen wieder aufnehmen. Eine Demütigung.
Die
Griechen sitzen in Klemme. Schon wieder stehen sie vor der Alternative
mitmachen nach den Regeln der Gläubiger und deren Helfer oder ..? Oder was?
Ja, die Griechen sind pleite. Bis zum Ende dieses Monats werden ca. 6
Milliarden Ausstände fällig. Über die nächsten fünf Jahre stehen ca. 215
Milliarden Euro an, von insgesamt zurzeit 372 Milliarden. Das kann das Land
nicht leisten. Diese Schulden wird Griechenland in diesem Umfange nicht einmal
annähernd bedienen können. Das weiß jeder.
Die
griechische Gesellschaft wird weiter verelenden. Das zusammengebrochene
Gesundheitssystem wird sich nicht erholen. Mit tödlichen Folgen für Viele. Für
die Armen, für Rentner für Kinder. Die Rezession wird sich weiter verstärken.
Die Wirtschaft wird sich nicht erholen können. Die Arbeitslosigkeit wird
weitere Rekorde einfahren. Die Jugendarbeitslosigkeit hat in ihren Ausmaßen
dramatischste Höchstwerte bereits jetzt zu benennen. Eine oder auch zwei
Generationen sind einer tragischen Perspektivlosigkeit ausgesetzt.
Die neue
Regierung der Griechen war angetreten und hat versprochen all dies zu
verhindern, abzuwenden, zu verbessern. Jetzt besteht die Gefahr eines schnellen
Scheiterns der Vernunft. Es besteht die Gefahr des Totalkollapses. Ob dies nun
den sogenannten Grexit bedeutet oder in welcher Form auch immer – es werden
Millionen Menschen darunter zu leiden haben.
Es sei
denn, es wird endlich verstanden, dass die europäische Politik der deutschen
Austerität, des Merkelianismus nicht greift. Genau genommen von Anfang an zum
Scheitern verurteilt war und ist. Nicht einmal die Deutschen selbst werden von
den Resten des von ihnen in Trümmer gelegten Europas profitieren. Paul Krugmann
stellt den Deutschen und Europäern diesbezüglich ihr Zeugnis aus. Der Spiegel, in den er uns
blicken lässt, muss uns erschrecken.
Die
Griechen selbst brauchen unsere Hilfe. Nicht wie bisher, unter der falschen
Überschrift „Griechenlandhilfe“, die großen europäischen Banken. Allen voran
die französischen und die deutschen Großbanken. Nach wie vor rettet der
Merkelianismus nicht die Griechen, sondern das Finanz- und Bankensystem,
welches durchaus hohe Mitverantwortung an der Situation der Griechen trägt.
Eine Idee
Reden wir
über ihn. Über den Griechentopf. Einen Investitionsfond der besonderen
Art.
Die Zutaten
(Finanzierung):
2. Über EZB-getätigte Anleihenkäufe zu deren Zinskonditionen. (Keine weiteren Auflagen griechischer Anleihen zu Hochzinsbedingungen.)
3. Über einzuwerbende Investorengelder unter Ausblick auf, aus dem Fondskonzept entnehmbare, Beteiligungen. Durchaus mit Sonderkonditionen und –Optionen behaftet.
4. Über konsequentes Einholen nicht gezahlter Steuergelder, Einführung von Reichensteuern und Einbringung Teile dieser Einnahmen in den Fonds.
5. Einzahlungen der EU-Mitgliedsländer von Teilen zu erwartender Einnahmen aus Umsetzung der kommenden Finanztransaktionssteuer.
Dieser Fonds soll im Vorfeld (Konzept) definierte Großprojekte, sowie notwendige Infrastrukturen finanzieren. Besonderes Augenmerk kann liegen auf Energie, Spezialschiffbau, Dienstleistung und Tourismus, Mittelstandsförderung, Gründungsförderung, Forschungs- Bildungs- und Sozialprojekte.
Der weitere Schuldendienst an die Großgläubiger wird für mindestens fünf Jahre ausgesetzt, bzw. stark reduziert.
Ein solcher Fonds wäre ein schon lange, auch von deutschen Politikern gefordertes Projekt, in Anlehnung zum Marshallplan zur Hilfe und dem Wiederaufbau Nachkriegsdeutschlands.
Der Griechentopf ist ein Gericht, das allen Beteiligten schmecken kann. Es ist an der Zeit ihn schmackhaft zu machen.
Das mag nun einige Leser überraschen, aber zur Einsicht über und Umkehr dessen, was hier als merkelianistische Politik benannt ist, kann man durchaus mit der Unterstützung von Angela Merkel selbst rechnen. Doch. ...
AntwortenLöschenDanke für diesen tollen Artikel!
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