Es darf
gestaunt werden!
Abschlussberichte
von Untersuchungsausschüssen haben vor allem eines gemeinsam: Dass sie nichts
gemeinsam haben. Die untersuchenden Politiker sehen die Dinge durch ihre Fraktions-
bzw. Parteibrille und berichten dem staunenden Volk ihre sich unterscheidenden „Ergebnisse“.
Nicht dass die Damen und Herren in unterschiedlichen Ausschüssen gesessen
hätten, nein, die saßen schon in einem Raum und haben gemeinsam untersucht.
Letztlich muss aber doch ein Untersuchungsergebnis der eigenen, jeweiligen Couleur
entsprechen. Wo kämen wir denn sonst hin. Somit werden dann halt zwei oder auch
drei oder auch vier Abschlussberichte gefertigt. Der kleine Zuschauer winkt ab
und weiß: Das hätte man sich schenken können. So sind sie nun mal. Unsere Politiker.
Die verarschen uns. Aktendeckel zu. Weitermachen.
Und nun
das: Seit gestern geht ein Raunen durchs Land. Man reibt sich die Augen beim
Lesen, man traut seinen Ohren nicht beim Hören. Ein Untersuchungsausschuss ist
ein Untersuchungsausschuss ist ein Untersuchungsausschuss war vorgestern. Zur letzten
Sitzung des NSU-Untersuchungsausschusses des Deutschen Bundestages saßen
Mitglieder des Ausschusses in parteiübergreifender Einigkeit vor der
versammelten Presse und sprachen von ihrer Arbeit und resultierenden
Erkenntnissen. Eigentlich saßen sie auch zu Gericht. Zu Gericht über einen
Staat, der sich Sicherheitsbehörden der vollkommen inakzeptablen Art leistet. Parteiübergreifend
sprachen sie von einem „Totalversagen der Sicherheitsbehörden“, von Vorgängen „die
eines Rechtsstaates unwürdig seien“, dass sich so etwas „nicht wiederholen
dürfe“. Die Mammutleistung des Ausschusses, innerhalb der letzten 15 Monate,
spiegelt sich in der Sichtung tausender Ordner, der Befragung von etwa 100
Zeugen und 400, einstimmig gefassten, Beweisbeschlüssen. Und dennoch, alles
konnte nicht geklärt werden. Dies haben destruktive und die Ermittlungen
behindernde Handlungsweisen der Sicherheitsbehörden verhindert.
Der
Abschlussbericht liegt noch nicht vor. Er wird im September vom Deutschen
Bundestag behandelt. Es wird, wie gesagt, ein gemeinsamer Bericht werden. Er
wird, so ist es angekündigt, Empfehlungen enthalten. Hier müssen wir wieder
aufmerksam werden. Hier müssen wir darauf achten, wie die Verantwortlichen in
Regierung und Behörden damit umgehen. Sollte ein Untersuchungsausschuss jemals mehr
sein als eine Alibiveranstaltung, dann dadurch, dass er es schafft,
Konsequenzen aus seiner Arbeit umzusetzen. Dabei können wir aber auch helfen! Staunen ist das Andere.
[fh]
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